Donnerstag, 16. Juni 2016

No. 10 - 16. Juni - Mittsommer

Ella und Torben sahen auf den Kalender und sahen sich an.

'Mittsommer?' - 'Mittsommer!'

Dann liefen sie in verschiedenen Richtungen los.
Ein Fest vorbereiten. 

Mittwoch, 1. Juni 2016

No. 8 1/2: 1. Juni - Sommerbeginn

Torben schob das Rhabarberblatt,
das er als Schirmersatz verwendete, zur Seite,
und wischte sich den Regentropfen von der Nase.

Er lächelte. Und war sehr zufrieden.

Die Bodenpflege hatte sich gelohnt.

Sie konnten im Gemüsestück wieder Kohlrabi und Salate ziehen.
Und auch die Kohlpflanzen machten sich anständig.

Das hatte es seit Jahren nicht gegeben.

Die Regenfässer waren voll.
Die Böden abgemulcht, so dass sie nicht verschlämmen konnten.

Das Wasser ging direkt in die Kräuter,
die demnächst geschnitten werden konnten,
um die Gemüse freizugeben,
die ihre frühe Jugend wohl behütet 'Under Cover' verbracht hatten.

Nackschnecken waren keine zu sehen.

Torben grüßte die Weinbergsschnecken und Spitzmäuse.
Erdkröte unkte von ihrer Wachstation.

Torben pfiff vor sich hin. Und patschte im Regen.

Ab nächsten Jahr hätten sie sogar frischen Pferdemist.
Von schweren Pferden im Blauen Land.

Leben war herrlich. Besonders bei Regen. 

...

Die Rosen - offen. Der Sommer begann.

Freitag, 20. Mai 2016

No. 8: Von Kräutern und Tomaten

Die erste Kräuterernte war verteilt. Die Hälfte der tomaten- und der Zucchini-Pflanzen ebenfalls. Der Rest bildete die Ersatzbank für Ernteausfälle.

Torben sortierte die Saatguttüten für die Sommersaat: Rosenkohl, Grün- und Schwarkohl, Melde, Brunnenkresse und verschiedene Salate im Haus, Kapuzinerkresse, Bete und Buschbohnen im Garten.

Die Eisheiligen waren vorbei. Das Jahr nahm Fahrt auf.

Der erste Rückschnitt konnte beginnen.

Freitag, 13. Mai 2016

No. 7: Pfingstwochenende

Aufgrund des ungewohnten Wetters saß Torben nun in der Badewanne.

Nachdem die Katzen nach dem rechten gesehen,
und sich nun zu Ella gesellt hatten,
die etwas schrieb mit ihrem Federkiel, dachte Torben nach.

In der ersten Woche hatte nach dem kühlen April endgültig Wachswetter eingesetzt.

Die Menschenfrau, die sich für eine Woche abgemeldet hatte
(Auch Menschen müssen manchmal heiraten),
standen vor ihrem Garten und zitierte Gartenzeitungen:

'Was bist Du groß gewoden...' bevor sie an das Aufräumen und den ersten Kräuterschnitt ging.

Gemeinsam mit dem Menschenmann hatte Torben die Beetbewässerung durchgesehen, den Filter entstopft, die Tropfabstände und die Fassstände überprüft.

Trotz des feuchten April waren die Fässer vor dem starken Regen
wieder fast leer gewesen.

Jetzt waren sie wahrscheinlich übergelaufen.

Torben nieste.

Er war froh, dass alle gemeinsam tiefen Mulch ausgebracht
und nur behutsam zurückgeschnitten hatten.

So konnte der Regen den Boden nicht verschlämmen und langsam in den Boden einsinken.

Der Hagelschlag machte ihm Sorgen.
Die Kirschen hatten eigentlich gut angesetzt.

Wenn es abgetrocknet hatte, würde er nachschauen gehen,
wie schlimm der Schaden war.

Wenn jetzt so viel Regen fiel, konnte es sein,
dass der Hochsommer sehr trocken würde.

Und sie brauchten viel Wasser, da die Tomaten-, Mais-, Zucchini-, und Gurkensaat gut angegangen war.

Torben nieste wieder.

Und dachte über Trockenheit und Hitze und Zisternen nach. Zisternen...

Das war die Idee...

Das Wasser war eh abgekühlt.

Torben wickelte sich in ein Gästehandtuch,
setzte einen Waschhandschuh als Zipfelmützenersatz auf
(sie musste erst einmal tüchtig durchtrocknen),
und lief ins Arbeitszimmer.

'Wo waren noch mal die Bücher über Oasenkultur und maurische Gärten?'

Ella blickte kurz über ihre Brille, wedelte mit dem Federkiel und wies auf die Gartenbücher.

'Dort irgendwo. Wenn Du nicht weiter weißt, frag Laila.

...
Oder unsere Nachbarn...'

Sie vertiefte sich wieder.

Torben nahm den Artikel über die Wasserkultur der maurischen Alhambra,
kuschelte sich in die Couch-Ecke, begann zu lesen.

Und vergaß dabei, zu niesen.      

Mittwoch, 27. April 2016

No. 6: Intermezzo - Aprilschnee

Torben topfte Tomaten. (Ella liebte Alliterationen.) 
Streichelte den Gurken- und Zucchinisetzlingen über's Haupt.
Und schüttelte den Kopf.

Was wunderten sich die Menschen?

Zwei Drittel der Ablagerungen eines ganzen Zeitalters innerhalb von 200 Jahren in die Lust blasen und das Ganze 'Industriezeitalter' nennen.

Eine große Atemwolke aus sehr heißer Luft.

Natürlich änderte das das Wetter...

Torben legte den Schal um und sah nach den Obstbäumen.

Zumindest half der Regen.

Mit etwas Glück fror die Feuchtigkeit in den Frostnächten
und schützte so die Blüten.  

Dann gäbe es zumindest etwas Obst...

Freitag, 15. April 2016

No. 5: 15. April - Gartenbeginn



Torben verschnaufte und ging seine Liste durch:

Kartoffeln waren gelegt.
Schlotten und Zwiebeln waren gesteckt.
Kohlrabi und Salat waren gepflanzt.

Mensch wollte unbedingt Romanesco-Pflanzen haben.
Sie hatte zwar eigentlich kein Händchen für Kohl,
war eher eine Beeren-Person, aber der grüne Kohlkopf
mit seinen Spiralen faszinierte sie.

Und sie hatte ihm an seinem Platz in der Ledertasche
leise von Fibonacchi-Formeln, Fraktalen Strukturen,
und Selbstähnlichkeit erzählt.

Torben seufzte. 12 Romanesco-Pflanzen. Gesetzt.

Das war erledigt.
In der kommenden Woche ging es wieder ans Setzen und Säen.

Die Liste ging weiter:

Dicke Bohnen (vorgekeimt) und Zuckererbsen.
Lauch, Sellerie und diverse Kräuter.
Die kamen auf den Balkon, damit Ella Elf sie im Blick haben konnte.

Zucchini, Gurken, Kürbisse.

Vielleicht schon ein paar Stangenbohnen zum Vortreiben.
Zuckermais. Und Sonnenblumen.

...

Tomatenpflanzen waren umgepflanzt und hatten das erste Mal Dünger bekommen.

Cherry-Tomaten mussten noch vereinzelt werden,
würden aber direkt in große Töpfe kommen.

Torben und sein Mensch hatten die Sorten und Anzucht gewechselt.

Und standen jetzt kopfkratzend vor 70 Jungpflanzen,
die gepflanzt und verteilt werden wollten.
   
...

Torben blickte zurück. Das Gartenjahr hatte zügig und gut angefangen.

Sie hatten die Stauden zurückgeschnitten, die Beete gehackt.
Und den Boden gepflegt.

Torben und Mensch sorgten sich um den Boden im Gemüsestück.
Ein alter, müder Gartenboden. Jahrzehntelang ausgejätet und umgegraben.

Ein Lehm mit viel Kalzium, so viel, dass die Pflanzen nicht mehr
an das Kalium und Magnesium im Boden kamen,
und vor sich hin kümmerten.

Und viel zu wenig Humus-Anteil.

Sie hatten den Boden zwei Jahre lang ruhen lassen,
hatten tiefwurzelnde Pflanzen wie Gewürzfenchel, Nachtkerze und Königskerze
gewähren lassen, und das Gemüse behutsam dazwischen gesetzt.

Seit zwei Jahren erhielt der Boden organische Nahrung,
Wollkrümel und Ölpresskuchen für Schwefel und Phosphor,
ein wenig Epsom-Salz für Magnesium, um den Kalzium-Haushalt anzutippen,
Holzasche und Comfrey, das am Kompost stand, für Kalium,
und ab diesem Jahr ein Algenextrakt für die Spurenelemente.

Und sie mulchten.

Die Regenwürmer, die sie beim Hacken zählten und befragten,
gaben ihnen recht.

Und die Hummeln und Wildbienen hatten sich gestern bei ihnen
für die Blumen in den Beeten bedankt.

Jetzt müssten sie nur noch eine anständige Kompostquelle auftun,
und alles im Blick behalten, dann könnte es gut werden.

Aber erst mal: Das Wasser anschließen.

Torben packte die Wasseruhr in seinen Rucksack,
legte sein Kletterzeug daneben,
packte etwas Trockenobst, ein Stück Käse und den ersten Löwenzahnwein dazu.

Nun war er bereit, dem Menschenmann zu helfen.

Dienstag, 16. Februar 2016

No. 4: Intermezzo. Mit Erbsen.

Torben summte. Und sprang vom Tisch auf den Boden.

Linealhoch, wie Wichte nun einmal in der Regel sind, war er klettern gewohnt.

Es hatte begonnen. Sie hatten Erbsen gesät.

Die längste Diskussion mit dem Menschen war gewesen, worin sie säen sollten.

Torf war doof. Zuzusehen, wie er nachwuchs, dauerte ewig.

Die Dauer eines Menschenlebens überschritt das.

Und Wichte waren zwar geduldig genug.

Aber seitdem sie sich um Menschen kümmerten, zu beschäftigt.


Damit, Katastrophen zu vermeiden.

Oder auch nur, für eine anständige Ernte oder ein Abendessen zu sorgen.


Kompost war nie genug da.

Und Torben und Mensch hatten einen Sack mit teurer torffreier Bio-Erde geöffnet, daran gerochen, gemeinsam geseufzt, und das Ganze zum Füllen der Blumenkästen verwendet.

Zu reich für Saaten. Nicht wirklich Vertrauen erweckend.

Sie hatten sich auf Kokosfasern geeinigt. Die waren da und fair gehandelt.

Das heißt, die Menschen hatten mehr dafür bezahlt, damit andere Menschen am anderen Ende der Erde mit harter Arbeit einigermaßen ein Auskommen hatten.

Sie kamen nur eben von sehr weit her.
Die Kokosfasern. Die Menschen auch. 

Sie beschlossen, im nächsten Jahr einen Kompost anzusetzen, von dem sie gelesen hatten.
Aus Sägemehl.  

Torben tröstete seine Menschen.

Die größte Kunst sei, in und mit den eigenen Grenzen zu arbeiten.


'Die größte Magie: Mit dem zu arbeiten, was ist.'

Montag, 15. Februar 2016

No. 3: Vom Gartenstück

Torben überlegte. Er hatte seinem Bruder von der Aufgabe erzählt.

Gemeinsam waren sie der Sache auf dem Grund gegangen.

Torbens Stück lag in einem Winkel des Rheintals,
zwischen Taunuskamm und Rhein auf der Höhe,
zwischen dem Talkessel der Stadt und den Rheinterrassen.

Im Untergrund lag der alte zerbrochene Grund des Oberrheingrabens.

Vor Milliarden von Jahren in einem tiefen Urozean abgelagert zu mächtigen Sandsteinbänken, zwischen Plattenbewegungen unter Druck und große Hitze geraten, aufgeschmolzen und zum mächtigen Gneis- und Quarzitgebirge aufgefaltet.

Dann Steilküste eines Ozeans bis nach Afrika gewesen,
in dem Muscheln und anderes Seegetier mächtige Kalkbänke formten.

Mit der Faltung der Alpen zur großen Beckenlandschaft eingebrochen.

Einem mächtigen Strom Raum und Kontur gegeben.

Durch Kaltzeiten hindurch gegangen, überblasen von Kalk und Lehm.

Von lichtem Wald überzogen,
Menschen zum Jagen und Sammeln Raum und Schutz gegeben.

Kultur- und Gartenland geworden.

Die Kelten gesehen.

Die Römer, die bauten und badeten, Wein und Walnussbäume pflanzten.

Auf der Höhe, warm, trocken, windgeschützt,
Walnusswald geworden zwischen der Stadt am Fluss und der Stadt im Tal.

Siedlung geworden. Zuhause geworden Garten geworden.

Die Städte zusammen wachsen sehen. Garten geblieben.  


...

Nun waren sie da.

Torbens Stück fasste 15 mal 15 Meter im Quadrat.

Hatte eine Hütte mit Schuppen.
Weintanks als Regenfässer und ein Bewässerungssystem.

Eine Wasserleitung mit zwei Anschlüssen und Strom.

Einen großen und einen kleinen Pflaumenbaum, zwei Apfelbäume,
eine Aprikose, eine kleine, wohlschmeckende Birne,
eine Süßkirsche, die nicht zu groß werden durfte,
zwei Schattenmorellen und drei Weinstöcke.

Dazu Brombeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren rot und schwarz. Und JoStas. (Eine der komischen Ideen, auf die Menschen kamen.)

Rhabarber und Haselbüsche.

Eine Weide, eine Eibe, Fliederbüsche, Hortensien und Forsythien. 
Buchsbäume, eine Mahonie und eine Stechpalme.

Dazu etliche Stauden und Lilien. Und Rosenbüsche.
Aus ihren Hagebutten machten die Menschen auf dem Stück Marmelade.
Was schon mal beruhigend war.

Dazu ein Gemüsestück, das alt und müde war.

Und hier setzten Torben und Carl an...

Sonntag, 14. Februar 2016

No. 2: 14. Februar - Valentinstag. Vom Boden. Und Säen.

Torben schob das Buch zurück, die Brille auf die Nase,
stand auf, und summte vor sich hin.

Alles war bereit. Kokosfasern in Töpfen. Saatgut daneben.
Listen und Aufzeichnungen aus dem letzten Jahr.

Sie waren draußen gewesen, waren um die Beete gegangen,
um nach den Rechten zu sehen.

Hatten den Schuppen und die Hütte aufgeräumt.
Hatten die ersten Düngegaben ausgebracht.

Epsom für Magnesium, Ölkuchen und Pillen aus Schafswolle
für Phosphor und Schwefel.

Sie würden den Böden vier Wochen lang Zeit geben,
allmählich zurückschneiden, dann Kompost ausbringen und mulchen.

Wieder zwei Wochen warten. Dann pflanzen.

Bis dahin würden sie im Raum mit den großen Fenstern,
den sie Erker nannten, ansäen.

Das frühe Gemüse und die Pflanzen, die lange brauchten,
bis sie nach draußen durften.

Torben hatte noch Saaten nachbestellt,
und einige Dinge, die der Boden brauchte.

Er hatte sich dazu mit der Feldmaus-Familie,
der Erdkröte und der Sprecherin der Kohlmeisen beraten.

An den Winterlingen geschnuppert.
Und den Krokussen auf den Grund geschaut.

Er war bereit. Sie konnten beginnen.