Dienstag, 16. Februar 2016

No. 4: Intermezzo. Mit Erbsen.

Torben summte. Und sprang vom Tisch auf den Boden.

Linealhoch, wie Wichte nun einmal in der Regel sind, war er klettern gewohnt.

Es hatte begonnen. Sie hatten Erbsen gesät.

Die längste Diskussion mit dem Menschen war gewesen, worin sie säen sollten.

Torf war doof. Zuzusehen, wie er nachwuchs, dauerte ewig.

Die Dauer eines Menschenlebens überschritt das.

Und Wichte waren zwar geduldig genug.

Aber seitdem sie sich um Menschen kümmerten, zu beschäftigt.


Damit, Katastrophen zu vermeiden.

Oder auch nur, für eine anständige Ernte oder ein Abendessen zu sorgen.


Kompost war nie genug da.

Und Torben und Mensch hatten einen Sack mit teurer torffreier Bio-Erde geöffnet, daran gerochen, gemeinsam geseufzt, und das Ganze zum Füllen der Blumenkästen verwendet.

Zu reich für Saaten. Nicht wirklich Vertrauen erweckend.

Sie hatten sich auf Kokosfasern geeinigt. Die waren da und fair gehandelt.

Das heißt, die Menschen hatten mehr dafür bezahlt, damit andere Menschen am anderen Ende der Erde mit harter Arbeit einigermaßen ein Auskommen hatten.

Sie kamen nur eben von sehr weit her.
Die Kokosfasern. Die Menschen auch. 

Sie beschlossen, im nächsten Jahr einen Kompost anzusetzen, von dem sie gelesen hatten.
Aus Sägemehl.  

Torben tröstete seine Menschen.

Die größte Kunst sei, in und mit den eigenen Grenzen zu arbeiten.


'Die größte Magie: Mit dem zu arbeiten, was ist.'

Montag, 15. Februar 2016

No. 3: Vom Gartenstück

Torben überlegte. Er hatte seinem Bruder von der Aufgabe erzählt.

Gemeinsam waren sie der Sache auf dem Grund gegangen.

Torbens Stück lag in einem Winkel des Rheintals,
zwischen Taunuskamm und Rhein auf der Höhe,
zwischen dem Talkessel der Stadt und den Rheinterrassen.

Im Untergrund lag der alte zerbrochene Grund des Oberrheingrabens.

Vor Milliarden von Jahren in einem tiefen Urozean abgelagert zu mächtigen Sandsteinbänken, zwischen Plattenbewegungen unter Druck und große Hitze geraten, aufgeschmolzen und zum mächtigen Gneis- und Quarzitgebirge aufgefaltet.

Dann Steilküste eines Ozeans bis nach Afrika gewesen,
in dem Muscheln und anderes Seegetier mächtige Kalkbänke formten.

Mit der Faltung der Alpen zur großen Beckenlandschaft eingebrochen.

Einem mächtigen Strom Raum und Kontur gegeben.

Durch Kaltzeiten hindurch gegangen, überblasen von Kalk und Lehm.

Von lichtem Wald überzogen,
Menschen zum Jagen und Sammeln Raum und Schutz gegeben.

Kultur- und Gartenland geworden.

Die Kelten gesehen.

Die Römer, die bauten und badeten, Wein und Walnussbäume pflanzten.

Auf der Höhe, warm, trocken, windgeschützt,
Walnusswald geworden zwischen der Stadt am Fluss und der Stadt im Tal.

Siedlung geworden. Zuhause geworden Garten geworden.

Die Städte zusammen wachsen sehen. Garten geblieben.  


...

Nun waren sie da.

Torbens Stück fasste 15 mal 15 Meter im Quadrat.

Hatte eine Hütte mit Schuppen.
Weintanks als Regenfässer und ein Bewässerungssystem.

Eine Wasserleitung mit zwei Anschlüssen und Strom.

Einen großen und einen kleinen Pflaumenbaum, zwei Apfelbäume,
eine Aprikose, eine kleine, wohlschmeckende Birne,
eine Süßkirsche, die nicht zu groß werden durfte,
zwei Schattenmorellen und drei Weinstöcke.

Dazu Brombeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren rot und schwarz. Und JoStas. (Eine der komischen Ideen, auf die Menschen kamen.)

Rhabarber und Haselbüsche.

Eine Weide, eine Eibe, Fliederbüsche, Hortensien und Forsythien. 
Buchsbäume, eine Mahonie und eine Stechpalme.

Dazu etliche Stauden und Lilien. Und Rosenbüsche.
Aus ihren Hagebutten machten die Menschen auf dem Stück Marmelade.
Was schon mal beruhigend war.

Dazu ein Gemüsestück, das alt und müde war.

Und hier setzten Torben und Carl an...

Sonntag, 14. Februar 2016

No. 2: 14. Februar - Valentinstag. Vom Boden. Und Säen.

Torben schob das Buch zurück, die Brille auf die Nase,
stand auf, und summte vor sich hin.

Alles war bereit. Kokosfasern in Töpfen. Saatgut daneben.
Listen und Aufzeichnungen aus dem letzten Jahr.

Sie waren draußen gewesen, waren um die Beete gegangen,
um nach den Rechten zu sehen.

Hatten den Schuppen und die Hütte aufgeräumt.
Hatten die ersten Düngegaben ausgebracht.

Epsom für Magnesium, Ölkuchen und Pillen aus Schafswolle
für Phosphor und Schwefel.

Sie würden den Böden vier Wochen lang Zeit geben,
allmählich zurückschneiden, dann Kompost ausbringen und mulchen.

Wieder zwei Wochen warten. Dann pflanzen.

Bis dahin würden sie im Raum mit den großen Fenstern,
den sie Erker nannten, ansäen.

Das frühe Gemüse und die Pflanzen, die lange brauchten,
bis sie nach draußen durften.

Torben hatte noch Saaten nachbestellt,
und einige Dinge, die der Boden brauchte.

Er hatte sich dazu mit der Feldmaus-Familie,
der Erdkröte und der Sprecherin der Kohlmeisen beraten.

An den Winterlingen geschnuppert.
Und den Krokussen auf den Grund geschaut.

Er war bereit. Sie konnten beginnen.